Mittwoch, 26. August 2015

Was bisher geschah...

Nach einem weiteren Nutellatoast hatte sich mein Puls am Abend des Grauens wieder einigermaßen normalisiert und ich bin nach einer weiteren Nacht Schlaf endlich in mein erstes freies Wochenende geschlummert. Juhu!!

So recht wusste ich noch nicht, was ich tun könnte. Also verbummelte ich den ersten freien Tag damit, diese wunderschönen Bildimpressionen für euch einzufangen und Trips für die weiteren freien Tage zu planen. Für Sonntag stand ein Besuch im nahegelegenden Nationalpark auf dem Plan. Trotz immer wieder großzügiger Angebote der Mutter, dass ich meine Freizeit so gestalten kann, wie mir die Nase steht, stieß ihr der Ausflug an diesem Sonntag dennoch böse auf.

Der Sonntag brach an, alle schliefen scheinbar aus. Außer mir. Ich stand ebenfalls schon recht spät auf und wunderte mich darüber, wer denn wohl die armen Tiere füttert?? Eigentlich Aufgabe des schwedischen Pärchens, heute aber scheinbar wortlos meine. Denn als die Mutti eine Stunde später endlich aufstand, widmete sie sich gleich anderen Aufgaben. Das schwedische Pärchen hingegen verschwand nach ihrem Erwachen sofort im Auto Richtung Stadt! Aha. Wunderbar. Danke mal wieder,  für diese wunderbare Kommunikation! Ich machte mich also ans Füttern. Die Hunde bissen sich vor lauter Hunger schon selber an und ich war wieder Mal nur in meinen Flipflops unterwegs. Schließlich rechnete ich nicht mit dieser morgendlichen Aufgabe. Nachdem die Raubtiere schließlich gefüttert, aber immer noch hungrig waren, widmete ich mich meiner Lieblingsaufgabe: Eiersammeln in der Hühnekacke! Es war mal wieder verregnet und die Kacke nass. Diesmal hätte ich mir wirklich gewünscht, ich könnte die Flipflops anbehalten, aber diesmal riss mir eben ein Flipflopriemen just in dem Moment, wo ich mit dem Flipflop in der Kacke stecken blieb. Herrlich! Also versuchte ich wie auf Skiern mit dem gebrochenen Flipflop durch die Hühnerkacke zu den Eiern zu schlidern. Die Kacke hat nur mehr Haftung als Schnee, weshalb so kein Fortkommen war. Am Ende musste ich mich damit abfinden, die restliche Eiersuche barfuß zu bewältigen. Eine Naturheilkur für meine Füße, ein wohlig weiches und warmes Gefühl, Balsam für die Seele. Nur empfehlenswert!

Gut! Nachdem dann alle Viecher gefüttert und alle Eier sicher verstaut waren, brach der Tag für uns alle also an. Die Mutter war, wie fast jeden Tag, mit "Außenterminen" (Luchen mit Freundinnen) beschäftigt und nicht zu Gegend. Ich wusste aber, dass ich ohne fremde Hilfe bzw. ein Auto nicht von der Farm weg komme. Also habe ich Kontakt zu anderen Aupairs in der Umgebung aufgenommen und prompt jemanden mit Auto eine Straße weiter gefunden. Juchuu!!! Auto und Ausflug waren also gebongt. Die Mutti ging nur davon aus, dass ich den Tag mit der Nachbarin und dem unternehmungsfaulen schwedischen Pärchen in einem nahegelegenen Pub verbringe und einer alteingesessenen Band lausche. Da dieses Angebot aber vorallem dem schwedischen Pärchen galt, welches die Farm ein Tag später verlassen sollte und mir eher beiläufig unterbreitet wurde, sagte ich den Spaß ab um stattdessen die nähere Umgebung ein wenig zu erkunden. Das stieß dem unternehmungsfaulen Pärchen stark auf, nein eigentlich nur dem unternehmungsfaulen Mädchen, welches sich trotzt Zusage für den Sonntag die wunderbare Ausrede parat gelegt hatte, von dem ganzen Gepacke zu gestresst zu sein und deshalb an diesem wunderbaren Ausflug leider doch nicht teilnehmen zu können. Sie wollten zu gerne absagen. Ich sah darin auch kein Problem, zeigte sogar mein vollstes Verständnis. Nur dies bedeutete, dass am Ende keiner dem Angebot der liebenswürdigen Nachbarin nachkommen würde. Am Ende kamen bei dem schwedischen Pärchen dann aber wohl doch die Schuldgefühle hoch. Sie wollten die Nahbarin nicht enttäuschen, sodass sich das Pärchen schließlich doch ins Pub quälte. Die Verbindung zwischen dem schwedischen Mädchen und mir war danach schließlich vollständig abgebrochen. Sie würdigte mich keines Blickes mehr und gönnte mir kein Wort mehr. Wie konnte ich ihr das bloß antun? Ein Ausflug, sich von der Farm wegbewegen, unter anderen Menschen sein in netter Gesellschaft. Ein Grauen!

Nachdem ich also mit dem anderen Aupair einen wunderbaren Tag im Nationalpark verbracht habe und mir bei einem eleganten Sprung von einer niedrigen Mauer meine Bänder gezerrt und meinen Fuß für die nächstem Tag außer Kraft gesetzt hatte, stand ich abends natürlich mit schmerzverzerrtem Gesicht vor einer verschlossenen Tür. Wusste ich bereits am Mittag, weshalb ich mich bemühte von der Mutter den Geheimcode für einen Ersatzschlüssel außerhalb des Hauses zu besorgen. Diese antwortete aber nicht. Gott sei Dank kam das Pärchen 2 Minuten nach meiner Ankunft mit einem Haustürschlüssel nach Hause. Nachdem mich das schwedische Mädchen mit hochgezogener Nase wissen ließ, dass die Band gut war, schüttete sie abends ihr Herz bei der Mutti aus. Die war irritiert und überrascht zugleich, dass ich es tatsächlich ohne ihre oder von ihr organisierte Hilfe von der Farm geschafft habe und ließ mich ihre Bewunderung mit noch weniger Beachtung und noch weniger Gesprächen spüren.^^

Der Montag verlief dann einigermaßen ruhig. Ich schonte meinen Fuß und sah dem schwedischen Mädchen dabei zu, wie es versuchte auf den letzten Drücker noch ihre Sachen zu packen. Nachdem das Pärchen also schließlich ging und der Dienstag anbrach, war ich absolut frohen Mutes und gut gelaunt. Die Mutter war wieder Mal den ganzen Tag unterwegs, darüber war ich diesmal aber nicht bòse. Sie hinterließ mir eine Nachricht, auf der sie sich rührend um meine Fußverletzung sorgte. Ich solle mir keine Sorgen machen, wenn ich es aufgrund des Fußes nicht schaffen würde zu saugen. Die Hühner müssten aber noch gefüttert werden! Ja ne, ist klar. Kein Saugen, aber den holprig steinigen Berg hoch in die Hühnerkacke. Ich war überwältigt von diesem Mitgefühl und tiefen Verständnis!
Naja, auch der Dienstag verging dann ruhig und gut.

Der Mittwoch brach an. Ich hatte die Hunde abends nach draußen geschickt, aber die Fernbedienungen auf dem kleinen Tisch liegen lassen. Die Hunde brachen morgens ins Haus ein und frassen vor lauter Schmacht die Fernbedienungen. Upps! Tat mir weniger Leid. Die Hunde brauchen auch mal ein wenig Erziehung. Nachdem die Mutter am Morgen Holz aus dem Hühnergatter gekarrt hatte, vergass sie wohl das Gatter wieder zu schließen. Regel Nr. 1, die sie mir am Tag meiner Ankunft eintrichterte war: Die Hunde fressen die Hühner und die Alpakas töten die Hunde. Lasse sie niemlas zusammen! MHHH, die Hühner waren Gott sei Dank noch sicher im Stall, nur die Hunde waren nun bei den Alpakas auf der Weide. Als ich also dieses Dilemma erhaschte, versuchte ich mit viel Gebrüll und einem humpligen Fuß die Hunde so schnell wie möglich von der Weide zu schaffen. Die Mutter schlief, sie hatte Schmerzen. Die Hunde hören nicht, ich war gehandicapt, der Kleine noch zu klein und die Alpakas bereit zum Angriff. Was wäre das für ein Desaster geworden??? Mit viel Mühe und Not, Kraftanstrengung und Gebrüll konnte ich die Hunde letztlich von der Weide schaffen und das Gatter schließen. Nachdem ich der Mutter von diesem Erlebnis erzählte, lächelte sie nickend: Ja, sie habe das Gatter offen gelassen. Die Alpakas seien schon viel ruhiger geworden im Umgang mit den Hunde. Ooookay!! Willkommen auf der kleinen, verrückten Farm. Die wunderbaren Erlebnisse hier wollen einfach nicht abbrechen.

Freitag, 21. August 2015

Mit Flip Flops in der Hühnerkacke

Am Montag bin ich auf der Farm in Perth angekommen. Voller Vorfreude bin ich in den Flieger gestiegen und war mir sicher: Hier lernst du das australische Leben endlich richtig kennen. Hier sind keine Backpacker mit sonderbaren Lebenseinstellungen um dich herum, hier ist eine liebevolle Familie, die dich herzlich als neues Mitglied aufnimmt. Vielleicht zu hohe Ansprüche!

Anstelle der Gastmutti, wie zugesagt,  empfing mich ein junges schwedisches Pärchen auf dem Flughafen. Abgesehen davon, dass mir der Flug nach Westaustralien schon wie ein Film vorkam, macht das wartende Pärchen mit einem verzierten, selbstgebastelten Namesschild die Filmszene in meinem Kopf komplett. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und verschwand gleich wieder, als mich das Pärchen schüchtern und unsicher begrüßte. Wohl nicht so gesprächig, schade!  Im Auto informierte mich das Pärchen dann, dass die Mutti mit einer Freundin beim Lunch war und sich nun hingelegt hat. Sie sei müde. Mh, okay. Auf der Farm angekommen, führte mich das Pärchen herum ohne dabei häufig ihre Gesprächssprache ins Englische zu wechseln. Sie redeten die ganze Zeit in Schwedisch. Was soll ich sagen? So ein Verhalten gilt unter internationalen Backpackern als absolutes Rüpelverhalten und antisozial. Wenige Stunden später bekam ich auch die gesuchte Antwort auf meine Fragezeichen, wieso sie das bloß tun. Sie seien bisher unter sich geblieben und wären nicht so sozialfähig/kontaktfreudig. Aaaaaaha! Tja! Schade! Ihr Freizeitprogramm besteht aus dem Schauen der Serie Sons of Anarchy, zudem sie mich großzügig einluden. Die Serie hat keine Geschichte, nur immer wieder neue Gründe Menschen brutal abzuschlachten. Genau das richtige für mich, genau mein Geschmack...

Da war ich also nun auf der Farm. Mit dem kontaktabwehrenden Pärchen, einer schlafenden Mutti und 4 bekloppten Hunden. Das Baby wurde erst am Mittwoch erwartet. Stunden später begrüßte mich dann auch die verschlafende Mutti. Außnahmefall, hieß es zu dem Zeitpunkt noch. Mittlerweile gut 4 Tage später weiß ich, dass dieses Verhalten eher der Normfall ist. Gerne verabredet sich die Mutti abends mit Freunden auf ein Gläschen Rotwein und hat dann so ihre Schwierigkeiten morgens so recht aus dem Bett zu kommen. Gott sei Dank hat sie Aupairs!

Gut! Das schwedische Pärchen verlässt die Farm am Montag und zieht weiter. Das Mädchen hat sich bisher um den Kleinen gekümmert, der Junge um die Farm. Sie haben mich so gut es eben mit so wenigen Gesprächen wie möglich ging in die ganze Arbeit eingewiesen. Morgens werden die völlig bekloppten/verzogenen Hunde mit toten Hühnerlaiben gefüttert. Sowas Widerliches habe ich selten gesehen. Ansonsten verbringen die Hunde gerne Zeit damit das Inventar zu zerfetzen, auf den Tischen rumzuspringen und leere/volle Teller von ihren Essen(sresten) zu befreien. Neben den Hunden behütet die Farm noch Hühner (dreierlei Sorten), Enten, Schafe und Alpakas (Spinnen, Schlangen und Ratten).

Heute war es soweit und ich durfte alle Aufgaben das erste Mal alleine erledigen. Zunächst bin ich von diesem herrlichen Morgengeschrei dieses süßen Sonnenscheins schon vor 7 aufgewacht. Es kann kaum Schöneres geben! Nach dem Morgengeringe auf dem Wickeltisch und dem Rumgetrickse bei der Fütterung begann mein Tag 1,5 Stunden später. Es war ein regnerisch, ekliger Tag. Als ich mich neulich schon mit Flipflops im Hühnerstall wieder fand und mich fragte, ob ich wirklich überhaupt welche trage, weil die Scheiße durch die Riemenlöcher meiner Flipflops an meinen Füßen kitzelte, beschloss ich heute Turnschuhe anzuziehen. Die armen Schuhe. Wenige Minuten später fand ich mich in dem widerlichen Morgenritual wieder, welches mich die nächsten 7 Wochen nun begleiten wird. Zuerst die Raubtierfütterung: tote Hühner für die bekloppten Hunde. Dann gehts zu den Hühner. Da stand ich also mit meinen geschlossenen Schuhen in der nassgeregneten Hühnerscheiße und suchte nach den gelegten Eiern. Herrlich! Als ich das ganze angewidert, aber einigermaßen sauber überstanden habe beruhigte sich der Tag ein wenig. Nachdem ich die ersten Tage die erzieherischen Methoden der Mutter gewohnt pädagogisch in Frage gestellt und meinen Ansichten nicht vollständig übereinstimmend akzeptiert habe, wurde mein Geduldsfaden am heutigen Abend erneut auf die Probe gestellt. Nachdem ich schon das Morgenritual mehr schlecht als recht über mich ergehen lassen habe und ich den ganzen Tag all die sonderbaren Verhaltensweisen der Mutter wortlos hingenommen habe, nahm der Abend erst richtig an Fahrt auf. Nachdem sich die Mutti den ganzen Tag wieder rar gemacht hat und immer zu perfekten Zeiten erschien (Schlafens- und Essenszeiten) kam sie auch an diesem Abend zur Dinnerzeit. Der Kleine isst ja eh schon, wie alle kleinen Kinder, eher schlecht bis gar nicht. Da legte sich die Mutti zu allem Überfluss auch noch genau dann aufs Sofa und tippe in ihrem Handy rum, als der Kleene sich gerade mit viel Mühe und Not den ersten Löffel Dinner reinschob. Mit der Anwesenheit der Mutter war das Dinner natürlich dann auch passe. Nachdem ich schon vor Unpässligkeit und Respektlosigkeit der Mutter vor meiner Arbeit schäumte, besuchte zu aller Überraschung auch noch eine Freundin die Mutter. Nachdem sie den Kleenen also total verrückt gemacht hatte, ließ sie anschließend gleichzeitig mit der Freundin auch die bekloppten Hunde herein. Der Fetteste frass als erstes das Dinner vom Kleinen. Nachdem die Mutter das lächelnd abtat, verschwand sie mit der Freundin und einem Rotwein im Nebenzimmer und schlug dem Kleenen die Tür vor der Nase zu. Der brüllte natürlich wie am Spieß, weshalb mich die Mutter bat ihn und die Hunde aus dem Türrahmen zu holen, damit sie die Tür problemlos schließen kann. Um mit ihr nicht noch mehr in Zwiespalt zu geraten, kam ich der dreisten Bitte nach. In der Zeit sprang der verfressene Köter auf die Küchenanrichte und frass mein Nutellatoast, was ich mir vor lauter Wut geschmiert hatte. Bravo! Hungrig und wütend werde ich zum Biest! Meine Pulsadern waren um ein dreifaches angeschwollen, dass Fass bereit zum überlaufen. Ich schäumte vor Wut. Nur mein Mitleid mit dem Kleenen und meine gute Erziehung hinderten mich daran völlig auszurasten.

Nachdem der Kleene mit viel Geschrei endlich im Bett lag und schlief, suchte ich mir diesen Abend das erste Mal mit Vergnügen einen freien Platz zwischen all den Hunden auf dem Sofa und schaute mir das Gemetzel ihrer Lieblingsserie vergnügt an.

Aber alles in Allem kann ich sagen: schnucklige Farm, gelungener Tag. Ich freue mich auf mehr!

PS: Ich würde gerne Fotos hinzufügen.  Leider hat die Mutter kein Wlan. Noch ein Pluspunkt für diesen wunderschönen Ort. :)

Montag, 17. August 2015

Yippie!!!

3.060 Seitenaufrufe in 6 Wochen! Das macht 510 pro Woche und ca. 73 pro Tag. Wow! Ich bin beeindruckt und überrascht zugleich. Abzüglich 30 Aufrufen pro Tag von Gerd, dem Recherchejunkie, möchte ich doch gerne davon ausgehen, dass sonst viele, viele liebe Menschen meinen Blog regelmäßig verfolgen. Ich habe schon viel positives Feedback von vielerlei Seiten bekommen. Ich lasse euch gerne weiterhin regelmäßig und intensiv an meiner Reise teilhaben. Danke für die vielen, tollen Komplimente. Ja, ich liebe es auch zu schreiben und schreibe gerne für euch ein paar Geschichten auf. Eure Kommentare sind der Wahnsinn. Danke für dir Anteilnahme. Dadurch habe auch ich einiges zu schmunzeln und zu lachen!
Wenn ihr weiterhin so geschäftig meinen Blog anklickt, dann werden es am Ende meiner Reise um die 17.400 Seitenaufrufe sein. Wie sagt der Australier so schön: Go for it! Ich würde mich freuen ;)

Samstag, 15. August 2015

Mein Rucksack und ich

Mittlerweile sind wir die besten Freunde. Er ist schließlich die einzige Gesellschaft, die mich die ganze Reise begleitet. Grundsätzlich sprechen wir dieselbe Sprachen, teilen die gleichen Vorstellungen und Einstellungen. Praktisch, kompakt, funktional muss es sein. Dennoch liegen auch wir mal im Klinsch.

Vor der Reise bin ich mit meinem Rucksack ins Gespräch gegangen. Wir haben geklärt, was wir voneinander erwarten. Ich habe ihn gebeten, meine Sachen sicher zu verstauen und sich nicht allzu schwer auf meinem Rücken zu machen. Dafür habe ich ihm versprochen, darauf zu achten, ihn nicht zu überfüttern und ihn von Zeit zu Zeit auf meinem Rücken mal ein Stück mitzunehme. Aber wie das immer so ist mit den Versprechen. Man lotet die Grenzen des anderen aus und bricht sie dann doch von Zeit zu Zeit.

Zu Beginn war natürlich alles noch in Butter. Er hatte das perfekte Gewicht und hat sich auch schön brav an meinen Rücken angeschmiegt. Wir kamen gut aus. Auf Reisen hat er sicher immer rar gemacht, wenn er es sollte. Er passt in jeden Schrank oder rastet von Zeit zu Zeit auch mal auf dem Boden oder unterm Bett. Und das macht er ohne Mucken. Er spuckt mir die Sachen aus, die ich brauche und nimmt sie wieder sicher in sich auf, wenn ich sie nicht mehr brauche. Was soll ich sagen, er ist einfach perfekt!

Nur nachdem wir beide nun eine Weile in Noosa verweilt haben, hat sich das Verhältnis ein wenig verändert. Er stand den ganzen lieben langen Tag im Schrank rum. Ich habe ihm eine Pause gegönnt und alle Sachen ausgepackt und ebenfalls im Schrank verstaut. Vielleicht tat ihm diese Pause nicht so gut. Als wir weiter reisen wollten zeigte er ein wenig Verdauungsschwierigkeiten. Gut, ich habe ihm auch mehr zu futtern gegeben als zu Beginn. Er konnte meine Sachen einfach nicht verstauen. Da musste kurzfristig seine Freundin, die Plastiktüte, aushelfen. Auf dem Weg habe ich dann bemerkt, dass er ganz schön an Gewicht zu gelegt hat und ich jetzt statt mit drei, mit vier Taschen durch die Gegend laufe. Das widersprach eindeutig unserem Pakt.

An der Endstation angekommen, habe ich ihm nochmal gut zu geredet und ihn einmal kräftig gedrückt und schwupps. Schon passte alles wieder in seinen kleinen Bauch. :)  Er ist und bleibt einfach ein toller Freund.

Freitag, 14. August 2015

Die Wunder der Reise

Wenn man Zuhause da sitzt und daran denkt, wie das Reisen über so einen langen Zeitraum wohl funktioniert und was damit alles verbunden ist: organisatorischer Aufwand, ständige Recherchen, Sicherheitsrisiken, Geldsorgen usw.. Da kommt schnell die Frage auf, kann man dann überhaupt noch den Moment genießen? Ja! Letztendlich stellt man schnell fest, einmal vor Ort und mit Herz und Seele angekommen, erscheinen einem im Alltag immer wieder kleine oder größere Wunder.

1 Das Wunderpaket Rucksack

Zuhause mit viel Hilfe gut recherchiert und zig Mal mit Packlisten gegengecheckt, kann ich nach nun 6 Wochen reisen voller Stolz sagen: Ich habe alles dabei! Es ist nichts drin, was ich nicht brauche und doch alles da, was ich brauche. Mein ganzes Leben in 60 Liter Rucksack verstaut. Ein Wunder!

2 Allein und doch in Gesellschaft

Der genialste Gedanke war und ist die Idee alleine zu reisen. Ja, manchmal wünschte ich mir schon, die Momente mit einem lieben Freund zu teilen und daheim mit ihm ewig in Gedanken an die tolle Zeit zu schwelgen. Dafür sind die Besuche von Freunden und Familie ja da ;) Das Alleine reisen ist meiner Meinung nach dennoch der einfachste, unkomplizierteste und gleichzeitig geselligste Weg zu reisen. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht und sucht die Gesellschaft. Das macht er umso mehr, wenn er alleine ist. Und schnell findet man sich in Gesprächen mit Menschen wieder, die man sonst nie angesprochen hätte, bekommt Ideen, Anregungen, macht gemeinsame Sachen und hat am Ende nicht nur eine großartige Zeit, sondern auch einen Freund mehr. Eine wunderbare Sache!

3 Mit dem Herzen sehen

Die Planlosigkeit und das Wissen, kein Ziel zu haben, kann ein beängstigender Gedanke sein, der dich einschüchtern und lähmt. Das habe ich in den ersten Woche auch so empfunden. Dank Selbstheilungskräfte und Überwindungsstreben dauerte es aber nicht lange, dass ich einen Weg aus diesem Gefühl herausgefunden habe. Ich habe angefangen in mich selbst und meine Sinne zu vertrauen. Wo auch immer ich nun bin, was auch immer ich tue, was auch immer da kommen mag; ich weiß, dass ich allem begegnen und mit allem umgehen kann, weil ich mit dem Herzen fühle und sehe. Und damit lag ich bisher nicht nur niemals falsch, es ist eine beeindruckende menschliche Fähigkeiten. Dein Herz, deine Sinne warnen und schützen dich, arbeiten für dich, wenn dein Kopf versagt, ermutigen dich zu wagen und Herausforderungen zu begegnen und sorgen letztendich dafür, dass du in dich selber, deine Stärken und Kräfte vertraust und alles bewältigst. Egal wie schwer, gefährlich, kräftezehrend es auch sein mag. Warum zögert der Mensch im Alltag oftmals viel zu lang seinen Sinne zu trauen und auf sein Herz zu hören? Sie sind ein Wunder der Natur und eben genau so wunderbar. Dank ihnen ist Glück kein Zufallsprodukt mehr oder ein Ziel nach dem man strebt, dank ihnen ist Glück eine innere Haltung und dein stetiger Begleiter.

4 Die kleinen Dinge

Auf Reisen trittst du mit Menschen in Kontakt, mit denen du sonst niemals geredet hättest. Die verwirrte Frau an der Bushaltestellen,  das Mädchen mit den Rasterlocken im Hostel, der Geschäftsmann am Strand,  der alte Mann auf der Wanderung und viiiele mehr. Sie sind aus dem Nichts auf einmal da und in deinem Leben. Ihr seit beide zur selben Zeit am selben Ort und gemeinsam in diesem Moment. Man nimmt sich wahr, lächelt und fängt an zu reden. Über den Moment, sich selbst, dem anderen. Man lacht gemeinsam, nimmt jedes Wort bewusst wahr und interessiert sich ehrlich. Es sind nur wenige Minuten, man weiß, dass man gleich wieder getrennte Wege geht und doch bindet man für diese Minuten den Menschen in sein Leben ein. Die verwirrte Frau schenkte mir einen Kaffee, der alte Mann half mir einen Schlafplatz zu finden, das Mädchen mit den Rasterlocken schenkte mir ihr Buch, der Geschäftsmann fror gemeinsam mit mir als ich warten musste. Ich kennen von keinen dieser Menschen den Namen oder habe Kontaktdaten, ich will auch keiner dieser Menschen näher kennenlernen, weil ich das Bild von den wenigen Minuten, diese Momentaufnahme liebe, denn sie waren allesamt perfekt. Eine bleibende Erinnerung in meinem Leben, ein Wunder und das Besondere meiner Reise.

5 Schutzengel

Häufig nimmst du Kontakt zu Menschen auf, weil du ihre Hilfe brauchst. Einige Menschen geben dir aber nicht nur ihre Hilfe, sie schenken dir Aufmerksamkeit und Fürsorge. Sie erinnern sich an dich, tragen dich in Gedanken auf einmal mit sich. Sie fangen an sich zu interessieren und sorgen und beginnen sich immer wieder nach deinem Wohlergehen zu erkundigen. Die ganze Reise lang. Obwohl ihr euch vorher noch nie gesehen oder gekannt habt. Es baut sich eine Verbindung auf, voller Dankbarkeit und Zuneigung, welche dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert und bestätigte, dass du richtig lagst: Liebe Menschen gibt es überall auf der Welt. Auch wenn deine Liebsten kilometerweit entfernt sind und dir nicht helfen können, sind da die kleinen aber feinen (Reise-)Schutzengel, die am anderen Ende der Welt gedanklich mitreisen, deine Schritte verfolgen und über dich wachen. Und auf einmal findest du dich in einem riesigen Netzwerk wieder, dass über das ganze Land verstreut ist und dir trotzt Planlosigkeit immer Anlaufstellen und Schutz bietet. Ein wirkliches Wunder :)

6 Morgen ist ein neuer Tag

Ich habe keinen Masterplan von meiner Reise, aber jeden Tag einen neuen Plan für den angebrochenen Tag. Auch wenn ich selten weiß, was morgen kommt, weiß ich jeden Tag, dass morgen wieder die Sonne aufgeht und ein neuer Tag anbricht. Und das reicht, mehr Plan braucht es nicht! Wunderbar!

Freitag, 7. August 2015

Backpacker und Arbeit

Ich arbeite nun seit 2 Wochen hier in Australien. Ich arbeite in einem Hostel und habe hier so einige Aufgaben.  Meine Hauptaufgabe ist der Service in dem angegliederten Restaurant, aber auch die Verantwortung für das Geld und die Zubereitung von Snacks und Desserts. Abgesehen vom Service habe ich noch nie einer der anderen Sachen machen müssen. Eine schöne Herausforderung, wenn nicht gleich erwartet werden würde, dass man von einmal erklären gleich alles kann und dann gleich eine ganze Schicht alleine schmeißen soll. Dazu kommt, dass ich als arbeitstüchtiger Deutscher dem gelassenen Australier ein wenig zu geschäftig bin. Eigentlich sollen wir geschäftig aussehen,  aber bitte nicht zu geschäftig sein. Nur so aussehen, bitte. Für mich sehr schwierig.

Die lieben Kollegen sind eben leider noch dazu auch nicht immer lieb. Sie schauen gerne nach meinen Fehlern und weisen mich dann 5 Mal auf eine andere Art und Weise darauf hin, dass ich das doch bitte anders machen soll. Ich habe es auch beim ersten Mal verstanden, nein, sogar bevor schon richtig gemacht. Nur leider nicht in dem Moment, in dem man mich beobachtete. Geht mir ziemlich auf die Nerven. Eine Kollegin lässt mich gerne auflaufen, checkt lieber ihr Handy und überlässt mir die ganze Arbeit, um mich am Ende vor allen vorzuführen, dass ich am dritten Arbeitstag doch tatsächlich immer noch nicht alles kann und etwas vergessen habe. Macht mich ziemlich ägerlich. 

Und dann wäre da noch die Sprache. Nun ja,  ich bin grad 5 Wochen hier. Ich habe noch dann und wann meine Verständisprobleme, gerade in einer hektischen lauten Küche voller internationaler Menschen und unterschiedlichen Akzenten. Puh, ich finde, ich schlage mich ziemlich gut. Aber nun,  verstehen tue ich eben nicht immer alles richtig oder sofort. 

Die Arbeit ist anstrengend, aber ok. Wären da nicht all die unsozialen Sachen. Ich habe mich Tag für Tag schlechter damit gefühlt und den Job kurzerhand geschmissen. Leider muss ich noch ein paar Tage bleiben und darf jetzt sogar noch neue Aufgaben übernehmen. Ich darf die neuen Backpacker begrüßen und ihnen Infos über das Hostel und Noosa geben. Hahaha, irre! 

Außerdem durfte ich in die Wohnung des Teams ziehen, muss dafür aber jetzt einige Mal in der Woche die angegliederte Bar und den Gemeinschafsraum schließen. Nicht viel Arbeit, aber man muss lange wachbleiben. Das nervt. 

Fazit: Gute Erfahrungen, leider nichts für mich! 

Bekommen habe ich übrings Unterkunft, Essen und freies WiFi. Alles super in Ordnung, ist mir jedoch für die Umstände nicht genug wert. Ich kleiner verwöhnter Schmarotzer^^

Generell bin ich hier bisher die einzige gewesen, die zuvor bereits einem anständigen Job für mehr als ein paar Monaten nachgegangen ist. Das merkt man vorallem an den Einstellungen der anderen Backpacker zur Arbeit. Die meisten glauben mit so einem eben beschrieben Job einen super Deal zu machen. Sie glauben, damit ginge es ihnen 10 mal besser als mit einem geregelten Arbeitsleben. Können gleichzeitig aber nicht so weit gucken, dass sie hier ja auch einem geregelten Alltag, strukturiert durch die Arbeit, nachgehen und hier sogar nur die ewige Hilfskraft sind. Finde ich sehr seltsam. 

Die meisten haben Angst zurück nach Hause zu gehen, weil sie da einem Studium oder einer Arbeit nachgehen müssen. Was sie hier ja auch bereits tun,  aber gaaanz anders bewerten. Man merkt ihnen aber die Orientierungslosigkeit an und das innere Widerstreben, sich in eine Gesellschaft einzugliedern. Meiner Meinung nach eine sehr traurige Tatsatche. Viele Backpacker wirken auf mich häufig wie verlorene Seelen, die auf falschen Träumen und Irrglaube durch eine irreale Welt taumeln und den Ausgang verpassen. Viele sagen den Unis nicht zu, canceln ihre Flüge Heim und gehen lieber einem anderen Backpacker-Hilfsjob nach. Einige kommen sogar für ein Jahr her und arbeiten nur ohne zu reisen, um Heim zu fliegen und festzustellen, dass sie jetzt aber bereit zum reisen sind und auf einem 2. Visum zurück kommen. Diese Logik bleibt mir leider völlig verborgen. Ich bin bereits einem 41 jährigen begegnet, der seit Jahren durch die ganze Welt reist....naja so surreal wirkt er im Endeffekt auch in seinem reden. Einem Mädchen, dass ein Studium abgeschlossen und einen ganzen Monat in ihrem Job gearbeitet hat, um zu dem Fazit zu kommen, dass das viel zu lange war und Arbeit nur verschwendete Zeit ist. Hier in Australien arbeitet sie aber hauptsächlich für freie Unterkunft und Essen. So lernt man Leute kennen. Logisch! 

Ich bin dieser Backpacker Logik in Bezug auf Arbeit leider noch nicht ganz auf die Schliche gekommen. Aber ich habe ja noch ein wenig Zeit. Vielleicht erschließt es sich mir irgendwann noch^^  


Donnerstag, 6. August 2015

Lovely Noosa

Nachdem ich das schöne, aber auch nervenaufreibende Camp auf Fraser also hinter mich gebracht habe, stand auf meiner Weiterreise eigentlich ein weiteres Camp für 3 Tage in Noosa auf dem Plan.  Das habe ich nach den Erfahrungen in Fraser kurzerhand abgesagt und mir stattdessen ein Hostel gebucht. Beste Entscheidung! Alleine die Ankunft in Noosa war so viel schöner als im vielen Städten zuvor. Die Atmosphäre, die Gestaltung der Stadt, das Hostel, die Menschen...einfach schön! So herzlich, so warm, wie ein Zuhause.

Ich liebe den Strand, die Wellen, die Möglichkeit zu surfen. Und jaaaa, endlich eine Stadt zum surfen. Also bin ich schnellstmöglich auf ein Brett gesprungen und habe mich das erste Mal in die Wellen geschmissen. Die erste Welle habe ich sogar gestanden, es war großartig. Was erzähle ich, surfen ist einfach zauberhaft. Ein wunderbares Lebensgefühl. Naja, dass war es zumindest in meiner Surfstunde. Dann war ich auf mich allein gestellt und war so beschäftigt mit dem Paddeln in die Wellen rein. Ich habe nicht einmal auf dem Brett gestanden und war trotzdem fertig wie ein Brötchen. Das heißt also üben, üben, üben.



Der kleine Ort hier ist zauberhaft. Es gibt so viele kleine Lädchen mit handgemachten Dekorationenssachen, Botiquen, Krimskramsläden, Surferläden, Restaurants und Cafés mit Livemusik. Lichterketten, alte amerikanische Autos und alte VW-Busse in den Straßen. Freundlich, herzlich, wunderschön.












Nicht nur Noosa,  vorallem die kleinen Deko-Läde, handgemachten Sachen und der Eumudi-Markt sind mir ans Herz gewachsen. Gott, der Markt ist so viel besser als die Märkte in Europa. Da gibt's so viele leckere Sachen aus Asien und Südamerika zu essen. Die machen Berliner, frisch vor deiner Nase und füllen sie dir mit einer Füllung deiner Wahl....soooo gut! Am besten sind die deutschen Wurststände! Versucht als Deutscher mal Bratwurst auf englisch auszusprechen, damit dich die Australier bei der Bestellung verstehen^^Ich liebe diesen Markt einfach. So viel Krimskrams, Essen, andere Sachen als in Europa. Toll!








Nach 4 Tagen Bedenkzeit habe ich dann auch meinen ersten Job im Hostel zu gesagt. Aber dazu später mehr. Den ersten Job werde ich nächste Woche beenden und weiterziehen. Wo meine Reise als nächstes hingeht weiß ich derzeit noch nicht. Aber das ist es, was eine Reise wohl ausmacht. Und es fühlt sich gut an!