Sonntag, 27. Dezember 2015

Das kunterbunte Myanmar

Myanmar hat seine Pforten noch nicht lange für den Tourismus geöffnet. Umso spannender sind die Erlebnisse auf Myanmars Straßen als blonde Touristin aus Europa. Wie es mir so ergangen ist und was alles passiert ist, möchte ich nicht vorenthalten und euch in Kurzgeschichten erzählen.

Der botanische Garten

Eines schönen Tages beschloss ich den botanischen Garten zu besuchen. Die Sonne schien und ich hatte Zeit. Also machte ich mich mit einem schönen Buch auf den Weg in einen entspannten Tag in der Sonne. Das ganze zu Fuß,  denn es sollte nicht so weit sein. Eine Karte zum mitnehmen gab es selbstständig nicht,  soweit ist der touristische Service noch nicht ausgeweitet. Mit einer schlechten Fotografie einer sehr groben Karte ohne Straßennamen und nur annähernd dem Viertel der Straßen der Stadt eingezeichnet stiefelte ich also los. Und verlief mich doch prompt um 30 min in die falsche Richtung. Also auf eines der Rollertaxen gesetzt und doch zum Garten gefahren. Am Garten angekommen bemerkte ich,  dass der freundliche Taxiburmanese gar kein Taxifahrer war. Sondern ein clevere Burmanese auf seinem Weg nach Hause. Gott sei Dank bin ich angekommen,  dachte ich und ging nun endlich entspannt in den Garten. Der Garten war leider kleiner als erwartet und dir Touristen verteilten sich nicht wirklich, sodass ich schnell der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wurde. War ich doch blond und weiß. Also suchte ich Fuchs mir einen schattigen Baum abseits und fing an zu lesen. Keine 2 Minuten vergingen, und einige Teenie Burmanese entdeckten mich. Verschämt kamen sie angelaufen und fragten nach Bildern von und mit mir. Ich willigte ein und posierte für ein burmesisches Foto. Diese Bitte blieb nicht unbeobachtet, sodass wenige Minuten später eine ganze Gruppe von Burmanese um mich rum standen und mich beim Lesen fotografierten. Ein seltsames Gefühl, Unbehagen. Als die Fotokolone schließlich zufrieden abschob, kam eine Gruppe junger Mädchen auf mich zu gelaufen. Sie möchten ein Autogramm von mir. Völlig vor den Kopf gestoßen von dieser seltsamen Bitte, kitzelte ich liebe Grüße und meinen Namen auf das Blattpapier. Endgültig von der Situation überfordert, nahm ich meine Beine in die Hand und lief in die Menge. Stetig in Bewegung in der Hoffnung so nicht bemerkt zu werden. Bin ich hier ein Superstar? Haben die noch nie ein blondes Mädchen gesehen? Was wollen die mit meinem Autogramm?

Der Tagesausflug nach Bago

Gebucht mit einer Reiseagentur, die mir ein junger Burmanese auf der Straße empfahl. Lief ich doch allein daher und er war auf seinem "Heimweg". So begleitet er mich ein Stück und wir quatschen ein wenig über die Sehenswürdigkeiten in und um Yangon herum. Da ich gerne mit dem Bus nach Mandalay fahren wollte, wollte er mir den Ort zeigen, wo man die Tickets dafür kaufen kann. Und schon fand ich mich im einer Reiseagentur wieder. Das kleine Teufelchen. Letztendlich auch dort gebucht, ging es mit dem Bruder des Inhabers und einem weiteren Tourist aus der Schweiz nach Bago. Die Fahrt war still, keiner redete. Aber nach dem Ankunftsschock, dass ich wohl nirgends unauffällig bin, war ich um die Ruhe nicht böse. Auf dem Rückweg kam es immer wieder zur Situationen, in denen ich mit dem Fahrer für eine kurze Weile alleine war. Er redete von sich und seiner Ausbildung. Dass er gelernter Masseur ist und lange Jahre in Bangkok Europäerin massiert hat. Der Service sei für mich heute kostenlos, sei ich doch sein Gast^^Zurück in Yangon wurde natürlich erst der andere Tourist zu seinem Hotel gebracht. Ich wurde noch eindringlich auf ein Bier oder eine Massage eingeladen. Nachdem ich jedoch mehrfach eindringlich ablehnte, wurde ich letztendlich auch in der Nähe meines Hotels angesetzt. Ich wurde noch nach den morgigen Plänen gefragt und abermals gerne auf eine Massage oder ein Bier für Morgen eingeladen. Ich verschwand in dem Gewusel und fand sicheren Unterschlupf in meinem Hotel.

Der Arztbesuch

Leider leider ist dieser nicht ausgeblieben. Die burmanesische Kost ist mir bald auf den Magen geschlagen, der sich anschließend einfach nicht mehr beruhigen wollte. Magenkrämpfe in regelmäßigen Abständen pendelten sich innerhalb weniger Tage im 1 Stunden Takt ein, sodass ich wohl oder übel letztlich doch einen Arzt sehen musste. An diesem einen ausgewählten Tag war in der Stadt leider Stromausfall. Sodass ich keinen Zugang zum Strom und somit dem Internet hatte. Eine Arzt war schnell an der Rezeption erfragt, aufs Fahrrad geschwungen und los ging es. Der empfohlene Arzt war schwer zu finden. Wies doch nur ein klitzekleines Schild mit Dr. burmanesische Schriftzeichen auf die Arzt"praxis" hin. Es handelt sich mehr um einen Schuppen. Wenig begeistert von dem Anblick war ich leicht erleichtert, dass der Arzt geschlossen war und ich dort nicht rein gehen brauchte. Ich machte mich auf den Weg zur Apotheke. Dank der Hilfe aus Deutschland konnte ich mit Namen asiatischen Medikamente und den lateinischen Namen der Inhaltsstoffe aufwarten. Danke Birte und Glückwunsch zum Examen ;) Leider konnte mir die Apothekerin nichts der gleichen anbieten und lehnte mit einem breiten Lächeln ab. Lacht sie mich aus? Oder lacht sie über ihren schlecht sortierten Medikamentenladen? Verwirrt bin ich weiter zum Restaurant, in dem ich auf Internet hoffte. Stromausfall. Vergessen. Nachdem ich die Bedienung nach einem Krankenhaus fragte und sie passen musste, empfahl sie mir den Arzt hinterm Haus.???? Wie hinterm Haus? Ja, da sein einer. Dort würden sie und ihre Familie auch immer hin gehen. Aus der Not heraus, dachte ich mir: Schau es dir mal an! Der Weg führte mich aus der Hintertür heraus in einen noch schuppigen Schuppen wie der Arzt zuvor. Dort erwarteten mich ein rosa Vorhang ein Poster mit einer Abbildung des weiblichen Zykluses  (Das macht der aber bitte nicht hier, oder? Gott sei Dank ist es nur der Magen!) und eine olle Pritsche. Ein grummeliger, alter Mann kam rein. Wohl schlecht geschlafen, was? Englisch konnte er auch keines, sodass die Bedingung aus dem Restaurant übersetzte. Schnell den Blutdruck über der Kleidung gemessen (Das kenne ich aber anders!) und Herz und Lunge über der Kleidung abgehört (Na, ob der so wirklich was hören kann?), Bauch abgetastet und schräg die Augenbraue hochgezogen (An dieser Stelle war ich zwischen Lachen und Weinen. Ein Blick, der sagte, es ist lebensbedrohlich und gleichzeitig das Wissen: Es ist nur der Magen), zog der "Arzt" (Ob das wohl sein Hobby ist oder seine Profession?) dreierlei Tabletten aus seinem Medikamentenregal. Nicht wissend, was das überhaupt ist, dachte ich mir, du hast keine andere Wahl und nahm das Teufelszeug sofort. Ich fragte noch schnell, ob ich für die Behandlung zahlen muss. Nachdem die Bedienung aus dem Restaurant hastig Nein nein sagte, fiel ihr der alte Arzt mit einem grummeligen 3000 ins Wort. Eine 2 Euro Behandlung im Schuppen hinterm Haus. Super dachte ich mir und sprang vergnügt von der Pritsche.

Die Eigenarten des Burmanesen

Auch bei den Burmanesen sind unterhaltsame, typische Verhaltensweisen zu erkennen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

1. Der schreiende Telefonist

Vielleicht liegt es daran, dass die Smartphones für den Burmanesen noch sehr neu sind und noch nicht lange Einzug in jedermanns Tasche gefunden haben. Vielleicht ist es aber auch einfach das dazugehörige Kniggeverhalten. Welchen Ursprung es auch immer hat. Die Burmanesen telefonieren nicht nur sehr gerne und gerne via Lautsprecherfunktion, nein sie schreien auch grundsätzlich auf das Mobiltelefon ein. Grußwort und Verabschiedung sind außerdem häufig zu vermissen. Telefongespräche werden geführt wie ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht und für jeden Pups wird die Nummer eines passenden Gesprächspartners gewählt.

2. Die rasende Überholspur

Der Verkehr in Myanmar ist im Grunde durch eine Regel geordnet: Hupen. Frei nach dem Darwins Prinzip, der Stärkere gewinnt, wird sich Verkehrsteilnehmer für Verkehrsteilnehmer durch den Verkehr gearbeitet. Dabei ist es offensichtlich kein störender Faktor, dass im Rechtsverkehr noch Autos aus der englischen Kolonialzeit mit dem Lenker auf der rechten Seite fahren. So muss eben vor dem Überholvorgang das Gefährt bereits einmal komplett auf die Gegenfahrbahn bewegt werden um im Zweifelsfall des herannahenden Gegenverkehrs schnell wieder einzuscheren. Damit keine Unfälle passieren, wird einfach dauerhaft gehupt. Schnelligkeit steht dabei natürlich über der Sicherheit. Gebremst wird selbstverständlich erst auf dem letzten Zentimeter. Anschnallgurte sind zwar teilweise vorhanden, werden aber nicht genutzt. Das Auto ist grundsätzlich der stärkste Verkehrsteilnehmer, der Fußgänger selbstverständlich der Schwächste. Da es auf so einer Fahrt dann schon mal ganz schön rasant zugehen kann und es zu ruckartigen Richtungswechseln kommt, haben einige Passagiere schon mal Schwierigkeiten ihre letzte Mahlzeit bei sich zu behalten. Gott sei Dank gibt es in jedem Gefährt Tüten. Anhalten würde ja nur aufhalten, was für den Burmanesen scheinbar schnell zur Geduldsprobe werden kann.

3. Betelnuss kauen

Die Burmanesen rauchen nicht, sie kauen Betelnuss. Die Betelnuss wird zusammen mit Kalk und indischen Gewürzen in die Blätter der Betelnuss eingewickelt und im Ganzen in den Mund geschoben. Anschließend wird gefühlt den ganzen Tag auf diesem Gemisch herumgebissen. Da sich dabei einiges an Speichel im Mund ansammelt, wird regelmäßig die rote Spucke auf der Straßen, in Warteräumen, überall wo man Geht und Steht entleert. Die Betelnuss soll natürlich gut fürs Denken sein, weshalb es ein Muss unter der arbeitenden Bevölkerung ist, diese regelmäßig zu konsumieren. Das sie dabei die Zähne verdirbt und die roten Ablagerungen offensichtlich nicht mehr entfernbar sind, steht im Hintergrund.

Montag, 7. Dezember 2015

Was will sie denn in Asien?

Nach Australien und Neuseeland führt mich meine Reise nun die letzten, nicht einmal ganz 3 verbleibenden Monate durch Südostasien. Viele haben sich bereits vor meiner Reise, und sicherlich auch noch jetzt, gefragt, "Asien? Was willst du denn da? Da ist doch alles dreckig und es stinkt. Da kannst du nichts essen und trinken, davon wirst du krank. Und klauen tun sie da wie die Raben."

Asien ist ein faszinierendes Fleckchen Erde. Kulturell so anders und doch in vielen Dingen gleich. Bunt, schrill, laut und wuselig. Dreckig und doch gepflegt, andere Gerüche und doch kein Gestank. Landschaftlich ein Traum und eine unglaubliche Herzenswärme der Menschen, die dort leben. So habe ich Asien bisher wahrgenommen. Und damit hat sich jeder Schritt auf Asien zu und in Asien hinein bereits jetzt schon für mich gelohnt.

Sicherlich ist Asien in vielen Dingen unserer Zeit noch hinterher und doch sieht man selbst in dem rückständigsten Ländern die Neumorderne einziehen. Manchmal läuft weniger fließend Wasser als die WLAN Internet Verbindung. Neben dem Bananenträger ist ein Applestore und europäisch modische Kleidung wird gepaart mit traditionellen Gewändern. Auch wird in großen Teilen der Länder die Hand und Fuß Kommunikation durch ein erstaunlich gutes Englisch ersetzt und sogar deutsche Floskel lassen sich selbst in dem rückständigstem Land finden. Supermärkte sind rar und eher durch Straßenmärkte und Handeln vertreten. Und doch gibt es in jedem Land dieses eine Riesenkaufhaus mit den Markenbotiquen dieser Welt. 

Somit ist Asien neben Australien und Neuseeland nochmal eine ganz neue Herausforderung. Essen und Trinken lässt sich schnell und günstig auftreiben. Und es werden nicht nur gegrillte Kakerlaken verkauft. Hygienartikel und funktionierende Geldautomaten sind dagegen eher schwer zu finden. Somit muss man immer ausreichend Bargeld mit sich führen, was die Bedenken eines Diebstahls wachsen lässt. Und doch lässt sich bisher alles super einfach und mit einem guten Bauchgefühl in einer kleinen Bauchtasche am Körper mitführen.

Ja, Asien galt mein größter Respekt. Und nach 5 Monaten, zum Teil sehr mühsamen Reisen durch Industrieländer sind die Stirnfalten bezüglich Asiens nicht kleiner geworden.  Reisemüdigkeit, Einsamkeit  (an dieser Stelle ein Gruß an Markus. Mir liegen deine Worte in Bezug auf Soloreisen noch deutlich in den Ohren.) und die Sehnsucht nach einem Ort des Ankommens und einem Zuhause sind zunehmend gewachsen. Ich habe mehr als einmal überlegt den Flieger Richtung Heimat zu nehmen. Der Zauber war fort, die Gänsehautmomente blieben aus. Eine Durststrecke und Übersättigung haben meine Motive zu dieser Reise überdeckt. Und der ehrfürchtige Gedanken an 3 weitere Monate Reisen mit weniger Standard und größeren Barrieren durch Asien hat mein Reisefieber letztlich fast gänzlich erloschen.

Danke an alle Unterstützer und Ermutiger, die mir in dieser Entscheidungsphase zugehört, mich im Arm gehalten und wertvolle Hinweise gegeben haben. Asien sollte eine Chancen bekommen. Und die hat sie mehr als genutzt. Angstschweiß und Sorgenfalten weichen der neu gefundenen Neugierde und Reiselust. Das Herz schlägt wieder schneller und die Augen haben ihr Leuchten zurück. Und da sind sie wieder, die lang ersehnten und so geschätzen Gänsehautmomente. Nach nur einer Woche bin ich Feuer und Flamme für diesen Kontinent und seine Menschen und Schätze. Danke Asien, dass du mich so herzlich empfangen hast und es mir leicht gemacht hast, mich in dich zu verlieben <3