Samstag, 28. November 2015

Die Tür geht auf...

Und herein kommt dein neuer Zimmergenosse für die Nacht. Diese Erlebnisse sind immer wieder aufs Neue spannend, beängstigend, lustig, nervig, interessant und so viel mehr. Um nun einige meiner vergangenen Begegnungen vorzustellen, hier die Liste der schaurig schönsten Bettnachbarn:

10. Ein Pärchen

Egal wo und wer. Sobald klar wird, dass es sich bei deinen neuen Zimmergenossen um ein Pärchen handelt, verdrehen sich die Augen schon von ganz alleine. Bitte lass sie keine spontanen Gelüste packen, bitte sei nicht zur falschen Zeit am falschen Ort, solltest du dein Hereinkommen besser mit einem Klopfen ankündigen, ständiges Gepuspel, Gekicher, Schmatzgeräusche. Das Grauen jeden Backpackers.

9. Der Campingplatz der Armen in Melbourne

Zwar keine Zimmergenossen, dennoch "Schlafnachbarn", die Gestalten des abgerocktesten Campingplatzes in Melbourne. Da haben wir einmal den langhaarigen, magersüchtigen und mit offensichtlicher Sicherheit stark drogenzugewandten Farrahliebhaber, der am frühen Morgen gerne seine Runden zwischen Wohnwagen und Toilettenhäuschen dreht. Das junge Paar, oder auch Nicht-Paar mit dem Kind,  dass verstohlen im Auto den Bengel von einem Schoß zum anderen reicht und das nächste Mal dann wieder ohne Kind gesichtet wird. Der schick im Anzug gekleidete Herr mit einer Ledermappe unterm Arm, wahrscheinlich ein Gerichtsvollzieher, der am frühen Morgen versucht die Schulden einzutreiben. Der junge Junge mit der Mütze und dem kleinen Flaum, der noch groß werden will. Der Jeep mit dem Anhänger, der mir nichts dir nichts durch einen Plastiküberwurf zur Schlafunterkunft umfunktioniert wird. Der orangefarbende Westenträger, der seine Kontrollegänge über den Platz dreht, dabei aber nichts weiteres  macht als gucken. Und zu guterletzt der Traktorfahrer mit der Gasmaske, der den stinkenden Müllcontainer mit seinem kleinen Traktor von der Straße zurück an seinen Stellplatz schlurft. War das eine aufregende Zeit.

8. Die rucksackpackende Schwedin in Roturar

Wer schläft zusammen mit seinem Backpack im oberen Stock des Stockbetts? Scheinbar die Schweden. Nachdem die gute Dame des nachts rücksichtslos und elefantisch laut ins Zimmer geschritten kam, setzte sie ihre lautstarke Abendroutine mit einem halbstündlichen Gehopse und Gerüttel im Bett über mir fort. Des morgens packte sie dann in aller Frühe ihren Backpack mit lautstarkem Gezippe, Gekrame, Gestopfe und Tütengeraschel im Stock über mir.

7. Die wälzende Schottin in Harvey Bay

Zu füllig für ihre Klamotten und ein gewichtiger Schwung beim Drehen im Schlaf machen die Anmut dieses Mädchen aus und damit meine Erinnerung an sie. Nie zuvor und nie danach bin ich einem Menschen begegnet, der es schaffte, dass Stockbett im unteren Stock beim nächtlichen Lagewechseln so sehr zum Wackeln zu bringen, dass ich bei jedem Wenden aufs Neue erwachte und bangen musste, dabei nicht aus dem oberen Stock zu fallen.

6. Die englische Partymäute in Mission Beach

Was um 5 Uhr abends noch Unterhaltung war, wurde um 11 Uhr nachts langsam zur Qual. Die 5 köpfige englische Partymäute kabbelte lautstark bis in die späte Nacht hinein und hielt dabei das gesamte 10 Bett Zimmer auf Trapp. Das Zimmer wurde auf den Kopf gestellt, nichts blieb an seinem vorbestimmten Ort stehen, alles ging drunter und drüber. Und dabei ging nichts in Zimmerlautstärke.

5. Chantalle auf dem Flur in Franz Josef

Schon von der Optik her ist dieses Mädchen ein Hingucker. Selbstbewusst stolziert die mollige, betrunkene Chantalle in einem neon pinken Sport-BH und einer zu kurzen neonfarbenen Shorts über Hof und Flure und schreit heulend den gesamten Flur wach, sie habe ihren Reisepass verloren. Dabei ließ sie sich auch von dem Hostelpersonal nicht beruhigen und belästigte um 3 Uhr nachts die Nacht auch nur jeden erdenklichen Hausgast ohne dabei direkter Zimmergenosse sein zu müssen.

4. Der Holzfäller in Roturar...und Wellington erneut

Eigentlich ein nettes, quirliges Kerlchen und eine sehr angenehme Gestalt, wird dieser Mitreisende in der Nacht zum Alptraum. Es gibt ja vielerlei Sorten an Schnarchen, die meisten aber dezent und auszuhalten. Das Schnarchen des Holzfällers hingegen nicht. Jeglicher Ohrenschutz, wälzen und Übermüdung helfen hier nicht um in den Schlaf zu finden. Das Schnarchen ist einfach unausstehlich.  Eine Nacht war dann auszuhalten und wir zogen weiter, ließen den Schnarchen hinter uns um 4 Stationen weiter erneut die Tür zu öffnen und mit Schrecken zu erkennen: Der Holzfäller, wieder auf unserem Zimmer :(

3. Der verwirrte alte Mann in Christchurch City

Schon in der Louge fühlte ich mich von dem verwirrten Gerede des Mitte 60 jährigen Alleineunterhalters in meiner Ruhe gestört. Zum Glück blieb mir das bis in die Abendstunden erhalten, denn die Tür ging auf, und rein kam er: Mein neuer Zimmergenosse. Neben den unbeantworten Fragen, was er in einem Backpacker Hostel denn wohl suche und der unpassenden Antworte darauf, er suche einen Job als Obstpflücker in der größten Großstadt Neuseelands, faszinierte mich seine mangelnde Entscheidungsfähigkeit und sein ausdauerndes Kommentieren. Soll ich einen kurzen oder langen Schlafanzug anziehen? Heute oder morgen duschen? Ich tu mein Schnieftuch hierhin, meine Ohropax hier. Und ich hole meine Taschenlampe noch raus und teste die Leuchtkraft in deinem Gesicht aus.

2. Der polnische "Rapper" und sein australischer "Manager" in Perth City

Neben dem günstig geschossenen 50.000 Zoll Flatscreen und der semi-professionellen Musikausstattung, dem Mikrofon auf meinem Bett und den umherstehenden Bierflaschen und Zigarettenstümmeln, begeisterte mich vor allem die Hemmungslosigkeit beim Umziehen, der selbst gebaute Bong, die Willkommensfrage nach mitgebrachtem Marihuana und zu guterletzt die spätnächtliche TV-Abendunterhaltung durch die inhaltsloseste und mordlüstigste Serie 'Sons of Anarchie' ganz besonders.

1. Die Bettwanzen in Franz Josef

Klein und gut im Bettchen versteckt, krabbeln diese Tierchen des Nachts im Schlafe über deinen wehrlosen Körper und beißen sich in deinen Gelenken fest. Bei Lust legen sie ihre Eier in Reißverschlüsse verstreut durchs ganze Zimmer und sorgen so dafür, dass du bei ihrem Entdecken all deine Klamotten von oben bis unten HEIß reinigen musst. Also Klamotten in die heiße Wäsche, Schuhe und Rucksäcke in den Trockner und alles überflüssige wegschmeißen. Danke für eine 5 stündige Wasch- und Trockentortur, ihr edlen Geschöpfe Gottes. Ihr ward mir die liebsten Zimmergenossen :)

Donnerstag, 26. November 2015

Neuseeland

Pahia - Bay of Island
 






Cape Rainga - Wo der Tasmanische Meer auf den Ozean stößt









Hobbiton - Im Auenland 








Tongariro Alpinen Wanderung 








Pancake Rocks




Segeln in Picton 




Schwefelsee in Roturar


Spiegelsee


Gletscher in Franz Josef



Auckland


Huka Falls 



Bergsteigerung in der Mittagspause 



Am Strand in Lake Mahinapua


Höhlen vom Waitomo


Reiten in River Valley 


Wanderung in der Mittagspause 





Dienstag, 24. November 2015

Wenn der Zauber den Zauber verliert

Und wieder mal die alt bekannte Frage: Was stellt man sich eigentlich unter so einer Langzeitreise vor, wenn man Daheim sitzt?

Urlaub, Palmen, Strand. Sorgenfreiheit, Unbeschwertheit, Faulenzen. Jeden Tag Sonnenschein, neue Abenteuer, die einem täglich das Lachen ins Gesicht zaubern. Ein breites Grinsen, die Titanic-Pose auf jedem Schiff, jedem Berggipfel und in jeder Bucht mit dem dazugehörigen Gefühl der absoluten Freiheit. Der Wind weht durchs Haar und entlüftet deinen Kopf vom alten Alltagsmief. Der Hollywoodklassiker eben.

Ja, es gibt diese Momente, da entspricht die Vorstellung in Vollkommenheit dieser Beschreibung. Und nein, dass ist tatsächlich einmal nicht Made in Hollywood, sondern mehr als real. Für diese Momente lebt man, nach diesen Moment jagt man und wenn er dann da ist, fühlt man sich wirklich wie die Hauptrolle in einem Hollywoodstreifen: Vollkommen glücklich und absolut frei. Nur sind diese Moment eben auch rar, kurzweilig und zerbrechlich. Sie machen den Zauber der Reise aus. Der größte Teil der Reise besteht aber eben nicht aus diesen Momenten und diesem Zauber.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wie kann es anders sein. Natürlich hüpft man nicht wie ein Einhorn auf dem Regenbogen umher und lächelt sorgenfrei in den blauen Himmel hinein. Reisen wird auch Alltag, hat auch seine Routinen, seine Pflichten und hat auch vor allem seine Sorgen. Reisen macht sie sogar noch um einiges komplizierter.

Wie besucht man einen Arzt in einem anderen Land, wenn man ihn benötigt? Und wie organisiere ich das, wenn ich krank bin und mich dazu nicht mehr in der Lage fühle? 

Wie klärt man Schadensfälle, Erstattungskosten, Geldtransfere usw., wenn man seinen dicken Aktenordner mit den notwendigen Unterlagen an den Traumorten irgendwo im nirgendwo nicht griffbereit hat? Wenn man in einem Serviceloch zwischen zwei Mobilfunkantennen sitzt und keinen Empfang, geschweige denn Internetzugang hat?

Wie komme ich von A nach B? Und welche Geldwährung benötige ich dafür? Wo bekomme ich die her? Wie komme ich denn DA hin und kann auch mit Karte zahlen?

Was muss ich an politischen und kulturellen Hintergründen beachten?

Was muss ich für Grundvoraussetzungen erfüllen um in den Ländern dieser Welt ein- und ausreisen zu können?

Und wie komme ich an all die Informationen, wenn ich noch damit beschäftigt bin eine Unterkunft für die Nacht zu organisieren und eine einigermaßen anständige Mahlzeit in meinen Bauch zu bekommen ohne mein ganzes Budget dafür aufwenden zu müssen?

Wie finde ich meinen Schlaf in überfüllten Hotelzimmern? Und was stelle ich bloß mit den von Bettwanzen verseuchten Klamotten an? Und warum konnte ich das mit den Bettwanzen nicht einfach auslassen?

Wie trotzt man mit eingeschränkter Kleidungsauswahl dem wechselhaften Wetterbedingungen? Und was zieht man an, wenn alles gerade gewaschen werden muss? Wieso habe ich den Regenschirm Zuhause gelassen?

Und wie erträgt man heulende, heimwehjammernde Mitreisende, wenn man doch selber Freunde und Familie vermisst?

Man kann seinen alten Routinen und seinem alten Alltag entfliehen. Dadurch mögen alte Sorgen und Pflichten verwischen. Man tauscht sie hingegen nur ein gegen einen neuen Alltag, neue Routinen. Und es entstehen neue Pflichten und neue Sorgen. Sie mögen anders sein, aber nicht weniger belastend oder fordernd: Krankheit, Zeittermine, nervige Mitmenschen, kaputte Sachgegenstände, Geldsorgen, Bettwanzen! Reisen ist keine Flucht. Sie kann gar keine sein. Weil du dich selbst und dein Leben überall mit hinnimmst und damit Sorgen und Pflichten ebenso inbegriffen sind wie zauberhaften Momente voller Freunde, Glück und Zufriedenheit.

Samstag, 14. November 2015

Ein Monat in Bildern

Brisbane & Noosa








Byron Bay











Wale beobachten




Sydney








Blue Mountains




Philipp Island




Melbourne










Great Ocean Road