Sonntag, 6. September 2015

Und so ging es weiter...

Nachdem ich nach ein paar kleineren Gesprächen mehr mit der Mutter wenigstens eine Grundlage für eine respektable Beziehung aufbauen konnten und der kleine sich an meinen Erziehungsstil gewöhnt und einigermaßen angepasst hat, rissen die turbulenten Geschehnisse auf und um die Farm nicht ab.

Mir war nun mehr klar, dass die gute Frau Farmerin mit der Warnung vor Hund und Alpaka auf der selben Weide leicht übertrieben hatte. Die Alpaka und Hunde leben einigermaßen friedlich nebeneinander auf der Farm. Und ich musste einen halben Herzinfakt erleiden, tz. Nachdem die Alpaka dann eines schönen Tages 2 Tage und eine Nacht außerhalb ihres Gatters auf der heimischen Gartenwiese verbrachten und wir den zweiten Abend gemütlich bei Lagerfeuer, Wein und Regen beisammen saßen, fiel der Frau Farmerin auf, dass sie ein Alpaka eine ganze Weile nicht gesehen hatte. Ich auch nicht. Also mussten wir es im strömenden Regen mit Taschenlampen im Regen auf dem Gelände suchen. Es könnte sich in einem Zaun verfangen haben und Hilfe benötigen. Naja, letztenendlich fanden wir es tot wieder. Vermutlich ein Schlangenbiss. Da zu diesem Zeitpunkt einen ganzen Tag lang nichts passiert war, erlitt ich an diesem Abend ein Wechselbad der Gefühle: zwischen Mitleid und Lachkrampf^^ Es ist kaum zu fassen, was hier passiert.

Nachdem wir dann beschlossen hatten, dass gute Tier am folgenden Tag zu vergraben - der Freund der Mutter musste dies erledigen^^ - kehrte den Tag drauf erstmal wieder eine trügerische Ruhe ein. Der Tag war sonnig und warm und ich fühlte mich ausnahmsweise mal einigermaßen ausgeschlafen und nicht so gereizt von dem kleinen Schreihals. Gemütlich am Gartentisch und im Sonnenschein beobachtete ich das Geschehen auf der Farm, als die Hunde auf einmal wie angestochen losrannten. Ein Hahn war lebensmüde über den Zaun gesprungen. Ein fataler Fehler. Die Hunde haben ihn sofort erhascht und gepackt und geschüttelt und an ihm gezerrt. Als ich begriff, was geschah und die Mutter mal wieder zu Bette war, versuchte ich die Hunde von dem Hahn loszureisen - ha ha. Nach einem Gerangel um die Macht zwischen Hahn, Hund und Mensch erschien auch Frau Farmerin endlich.  Verschlafen und etwas reaktionslahm. Oh, haben die Hunde den Hahn attackiert? Fragte sie schläfrig. Mh, sieht so aus! Antwortete ich angestrengt mit zwei zerrenden, hungrigen Raubtieren an beiden Armen. Die Hunde wurden weg gesperrt und der Hahn in MEINEM Badezimmer übernacht versorgt und betüdelt. Jetzt hatte ich die Hühnerkacke nicht nur morgens im Hühnerstall, sondern auch noch in meinem Badezimmer. Wunderbar!

Der Hahn war erstaunlicherweise am nächsten Tag wieder wohlauf und konnte zurück zu seinen Freunden. Hurra!!! Ich verbrachte den Tag im schönen Fremantle nicht weit von der Stadt entfernt. Auf dem Heimweg endete mein Zugservice leider auf halber Strecke. Auf der anderen Hälfte der Zugstrecke unterhielt uns allerdings eine Mutter mit 3 Kindern, die fröhlich durch den Zug tanzte und an den Halteriemen Turnübungen zeigte. Ihre Kinder sprach sie mit "Bro" und "Digger" an und wies sie mit "Fuck you" in ihre Schranken. An der Endstation musste ich dann in den Bus wechseln, indem ich eine nette alte Dame kennenlernte. Sie stieg an der selben Station aus wie ich, sah nur leicht verwirrt aus. Sie suche ihr Auto, wüsste aber nicht mehr wo sie es gepackt habe. Meine Nachbarin, die mich vom Bahnhof abholte, die alte Dame und ich fuhren also schließlich eine halbe Stunde durch das kleine Städtchen auf der Suche nach dem verschollenen Auto. Die alte Frau konnte nur konfuse, ungenaue Informationen geben und es dämmerte, dass sich die alte Dame an diesem Abend wohl an nichts mehr erinnern wird. Also luden wir die Dame bei der Polizei ab, wo ein freundlicher Polizeibeamter die Dame schließlich für die Nacht versorgte. Als ich von ihm einen nächtlichen Anruf bekam. Die Dame sei am heutigen Morgen aus einem Altenheim verschwunden und würde schon den ganzen Tag vermisst. Halleluja! Ich sollte ihm ein paar Fragen beantworten, wo und wann ich die Dame kennen gelernt habe um den Tag zu rekonstruieren.

Jetzt fangen die verrückten Erlebnisse auch schon außerhalb der Farm statt. Wo bin ich hier nur gelandet?

2 Kommentare:

  1. Hallo Carina, Grüße aus dem "langweiligen" Sauerland :), schöne Geschichten und wieder wunderbar zu lesen!!
    Bist du eigentlich sicher, dass um deine Farm und die umliegende Gegend kein riesengroßer Zaun aufgestellt ist??? :) :) Die Gegend muss gesichert werden!! Halte aus, bleib gesund und erfreue uns weiter mit diesen herrlichen Geschichten. Alles Gute!!

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  2. Was heißt Zaun. Mauer zieh`n. Ich warte schon auf deinen nächsten Bericht. Ganz lieben Gruß. Maria.

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